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Zwei Freundinnen wollen Tofu herstellen – in einer Käserei


Yumemi Ito und Geraldine Prudencio Ordonez haben die Firma Yumetofu gegründet und wollen im Raum Winterthur verschiedene Sorten frischen Tofu verkaufen.


Es sei halt einfach schade, dass die Schweizerinnen und Schweizer Tofu nur als Fleischalternative und nicht als authentisches, eigenständiges Produkt kennen würden, sagt Yumemi Ito und drückt sich dabei diplomatisch aus. Was sie meint: Nicht alle Tofus aus dem Detailhandel können mit traditionell hergestelltem Tofu aus Japan mithalten. Von dort stammt Ito, die 2012 der Familie wegen in die Schweiz ausgewandert ist.


Der Schweizer Tofu war auch der Grund, weshalb sie auf die Idee kam, selbst Tofu herzustellen. Erst nur für sich und ihre Familie, dann auch für Freundinnen und Freunde. «Die Leute waren ganz überrascht, wie viel Geschmack Tofu haben kann», erzählt sie. Mit der Zeit keimte in ihr die Idee, die Produktion professionell aufzuziehen. Sie liess sich in Japan in traditioneller Technik zur Tofumeisterin ausbilden und suchte sich in der Schweiz eine Geschäftspartnerin.

Käse und Tofu sind ähnlich

«Ich wusste gleich, wer es sein sollte», sagt Ito über ihre Freundin Geraldine Prudencio Ordonez. Die Peruanerin kam ebenfalls 2012 in die Schweiz, und seither verbindet die beiden nicht zuletzt ihre Vorliebe für gutes Essen. Prudencio hat zudem einen Hintergrund im Gastrobereich und arbeitet heute im Verkauf von Lebensmitteln. Zusammen mit Itos Wissen aus dem Onlinemarketing sei das eine gute Basis für die gemeinsame Firma: Yumetofu.

Weil sie beide in Winterthur wohnen, hätten sie ihr Geschäft auch am liebsten hier eröffnet: «Der Traum wäre, eine kleine Produktion mit Laden in der Altstadt. Sodass wir den frischen Tofu direkt über die Theke verkaufen könnten», sagt Prudencio. Doch nach einigen Abklärungen hätten sie den Traum erst einmal der Realität anpassen müssen. Weil es sehr teuer wäre, eine Produktionsstätte von Grund auf aufzubauen, hätten sie sich mögliche Kooperationen überlegt: «Eine Metzgerei oder idealerweise eine Käserei. Der Herstellungsprozess von Käse und Tofu ist sehr ähnlich», erklärt Ito.

Aus dem unverbindlichen Besuch sei in relativ kurzer Zeit ein Plan zur Zusammenarbeit entstanden, erzählen die beiden Geschäftspartnerinnen. «Wir haben von Beginn an sehr positives Feedback erhalten und waren überrascht, wie offen und interessiert die Käser waren», sagt Prudencio. Mittlerweile ist ein Mietvertrag unterschrieben, und Yumetofu wird voraussichtlich im Herbst in die Erstproduktion starten.

Die beiden Unternehmerinnen wurden in Wildberg mit offenen Armen empfangen.

Die Kooperation sei ideal zum Start, sagt Ito. Die Käser seien sehr interessiert an pflanzlichen Alternativprodukten, und sie könnten im Gegenzug von der Infrastruktur und der langjährigen Expertise in der Lebensmittelherstellung profitieren. Die Prozesse gleichen sich: Aus Sojabohnen wird Sojamilch gewonnen, diese mit einem Gerinnungsmittel versetzt und danach der Soja-«Bruch» abgeschöpft. In der Presse wird daraus Tofu.


Ito und Prudencio wollen diverse Sorten Tofu herstellen. Einen zarten Seidentofu, der sich für Salate oder Suppen eignet und zweierlei Sorten Momen-Tofu, auch Naturtofu genannt, der dem Schweizer Tofu am ähnlichsten ist. «Er wird aber saftiger sein als das, was man aus dem Detailhandel kennt», sagt Ito. Die Räucherkammer der Käserei wollen die beiden nutzen, um Tofu zu räuchern. Dazu kommen mehrere frittierte Produkte wie Tofubällchen oder Tofutaschen, genannt Inari, wie es sie bei Sushi-Restaurants gibt.



Zu Beginn wird sich Yumetofu auf den Verkauf an andere Geschäfte konzentrieren: Gastrobetriebe und kleinere Bio- oder Spezialitätenläden. Weil Ito und Prudencio allein produzieren werden, haben sie nicht die Kapazität für ein Ladenlokal. «Es ist aber schon unser Ziel, den Tofu auch direkt an Kundinnen und Kunden verkaufen zu können», sagt Prudencio. Allenfalls wäre ein Abosystem möglich.


Dass es eine Nachfrage gibt, haben die beiden bereits über ein erfolgreiches Crowdfunding geprüft, wo sie mehr als 30’000 Franken sammeln konnten. Auch verschiedene Gastrobetriebe hätten bereits Interesse angemeldet. Einige asiatische Restaurants seien dabei, aber der Tofu passe auch gut in raffinierte westliche Küchen, sind sich die beiden einig. Das erklärte Ziel der Neu-Unternehmerinnen: Tofu zu einem eigenständigen Alltagsprodukt in Schweizer Küchen zu machen. «Etwas, das man wie Käse immer im Kühlschrank hat», sagt Prudencio.




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